Das Jahr 2005 war für die Schwäne am Flückiger See außer in der Zeit des Seenachtsfests ein eher ruhigeres Jahr.
Im Frühjahr war der See Ende Februar bis Anfang März, anfangs bis auf ein paar kleine Löcher im Bereich der Trauerweiden und des Bachus, dann einem Streifen im Bereich der Insel unterhalb der Studentensiedlung, zugefroren. In dieser Zeit waren auch ein paar Fremdschwäne da, die nicht gejagt wurden, da es kein offenes Wasser gab und die Tiere ihren Stoffwechsel reduzieren, um auf das reduzierte Nahrungsangebot zu reagieren. Sobald es wieder offenes Wasser gab, wurden die Fremdschwäne verjagt. Auch alle Interessenten für die Brutplätze waren nach längstens 2 Tagen verjagt.
Der Ostschwan brütete wie immer auf der Insel bei der Studentensiedlung und hatte ein Gelege mit 8 Eiern, von denen letztlich 5 ausgebrütet wurden. Ein Junges war nicht lebensfähig (die Beine waren so gewachsen, dass es mit den Füßen nicht ins Wasser kam) und wurde von den Eltern abgelehnt. Am nächsten Tag war es (vermutlich im Magen eines anderen Tieres) verschwunden. Erwähnenswert, dass der Ostschwan seine Jungen aus dem Vorjahr nicht vertrieb, so dass wir sie an Ostern einfingen und an den Rhein verbrachten.
Ein Junges war Ende September mit Benzin kontaminiert, so daß die Fett-Isolierung der Federn zerstört war. Wir brachten es ins Tierheim, wo es gereinigt wurde und später leider von einem Fuchs gerissen wurde. Die Kontaminierung war vermutlich die Folge einer Aktion, bei der ein Roller aus dem See geborgen wurde. Es handelte sich jedoch nicht um die Aktion der Tauchklubs, die Polizei und Feuerwehr dabei hatten und sich verantwortungsvoll verhalten haben. Wer den Roller geborgen hat, ist nicht bekannt.
Herr Musch musste einem der Jungschwäne eine Angelschnur aus dem Hals entfernen. Es gibt leider immer noch Angler, die ihre Schnüre achtlos im See entsorgen.
Die Lagoschwäne brüteten unterhalb des Forsthauses und hatten ein Gelege mit 7 Eiern, von denen nur 3 ausgebrütet wurden. Wie in jedem Jahr mussten wir das Nest gegen Flaschen- und Steinwurf sichern. Das Legen erfolgte in großen Intervallen. Normal ist ein Ei pro Tag. Ein Junges, der normalerweise grau auf die Welt kommenden Lagoschwäne, war weiß, was nach Aussagen eines Wissenschaftlers der Uni Konstanz immer wieder einmal vorkommt, also keine Beteiligung des Ostschwans wahrscheinlich. Die Lagoschwäne hatten ihre Jungen aus dem Vorjahr schon vor dem Brüten verjagt.
Ein Junges wurde von Passanten am Hals und Schnabel mit Schnur umwickelt vorgefunden. Da auch ein Knoten gemacht wurde, waren wohl Menschen beteiligt. Leider erfuhr ich zu spät von diesem Vorfall und brachte das immer schwächer werdende Junge zu spät in die Tierklinik in Landwasser, wo es leider verstarb.
Die Nahrungssituation der Schwäne ist nach wie vor schlecht, denn an die bis in ca. 2m Tiefe wachsenden Pflanzen (Aussagen der Taucher) kommen die Schwäne nicht heran.
An diese Pflanzen kommen jedoch die Bläßhühner, die in diesem Jahr 2-3 mal brüteten.
Zugenommen hat nach unserer Wahrnehmung die Zahl der Hundehalter, die ihre Hunde frei laufen lassen, was nach Aussagen des Amtes für öffentliche Ordnung nur erlaubt ist, wenn ein Halter seinen Hund “im Griff hat”. In der Innenstadt und in öffentlichen Anlagen ist generell Leinenpflicht. Diese freilaufenden Hunde sorgen beim Füttern immer wieder für unangenehme Situationen und lassen für das kommende Frühjahr, wenn der nächste Nachwuchs kommt, nichts Gutes erhoffen. Ich habe bei gelegentlichen Spaziergängen an Sonn- oder Feiertagen auch immer wieder tote Bläßhühner am Ufer liegen sehen.
Ewähnenswert ist auch, dass aus unseren Futterbehältern, die in einem während der Arbeitszeiten der Mitarbeiter von Stadtgrün/Friedhöfe offenen Verschlag stehen, immer wieder Getreide fehlt.
Bericht über die Vorkommnisse mit den Schwänen vor, während und nach dem Seenachtsfest
Bereits während der Aufbauphase der Buden und der Bühnen versuchte der Ostschwan sein Revier zu vergrößern und jagte das Lagoschwanenpärchen im Modellboothafen aus dem Wasser, ein Verhalten, das während der gesamten Laufzeit des Projekts seit 2000 nicht zu beobachten war und das circa 2 Wochen nach Ende des Fests auch wieder aufgehört hat. Erschwerend für die Lagoschwäne kam hinzu, dass das Männchen bedingt durch den Mangel an Federn kampfunfähig war. Die Mauser war sehr wahrscheinlich nicht allein für diesen Mangel verantwortlich, sondern auch Menschen, da kurz zuvor ein Jungschwan mit einer verknoteten Schnur um den Hals gefunden worden war und der Schwan mit Sicherheit sein Junges verteidigt hat. Die Revierkämpfe fanden ihren Höhepunkt am Samstag, 30.07.05, dem Tag des Feuerwerks, als der Ostschwan beide Lagoschwäne im Modellboothafen aus dem Wasser trieb. Sie befanden sich vor der aufgebauten Bühne inmitten der Menschen, von ihren Jungen getrennt, in Angst und Verwirrung und wussten nicht ein noch aus. Die Jungen auf der Suche nach den Eltern wurden von Kindern, die sie streicheln wollten, durch die Menschenmassen gejagt. Selbstverständlich, dass keiner der Erwachsenen etwas unternahm. Selbstverständlich, dass keiner die Kinder auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machte. Wie auch selbstverständlich, dass Erwachsene untätig daneben stehen, wenn Kinder Steine auf die Wasservögel werfen. Der Gipfel, wie diese Vorkommnisse in der folgenden Woche in der Badischen Zeitung dargestellt wurden.
Herr Musch und Herr Rombach, die von einem ehemaligen Mitglied des Arbeitskreises alarmiert wurden, fingen die Schwäne ein und brachten sie erst einmal zu den Mammutbäumen, wo sie etwas zur Ruhe kommen konnten. Allein das Tragen bedeutet für die Tiere Stress, aber immer noch weniger als in den Menschenmassen vor einer Bühne den Lärm aushalten zu müssen. Nachdem der Ostschwan wieder in sein Revier zurückgekehrt war, konnten die Lagoschwäne wieder in den See gebracht werden. Sie verzogen sich sofort ins Biotop, wo sie sich bis wenige Minuten vor dem Feuerwerk aufhielten. Herr Rombach, der sich auf einem eigens für den Schutz der Schwäne von der DLRG gemieteten Boot befand, hatte bis dahin versucht mit den Veranstaltern des Feuerwerks wegen des Beginns eine Abmachung zu treffen. Die Veranstalter sollten 5 Minuten vor Beginn anrufen, um zu erfahren, ob die Tiere aus der Gefahrenzone seien und notfalls ein paar Minuten warten. Eine Abmachung, an die sie sich nicht hielten. So kam es, dass die ca. 5 Minuten vor Beginn des Feuerwerks aus dem Biotop in Richtung Lago schwimmenden Schwäne nur weiter in diese Richtung weg von dem Ponton, der für das Feuerwerk mitten im See verankert war, getrieben werden konnten. Hier waren sie während des Feuerwerks gefangen zwischen dem auf der Seebühne ablaufenden Feuerwerk und den am Ufer stehenden Menschen. Die Panik der Tiere war noch Wochen danach an ihrem Verhalten zu spüren. Sie äußerte sich z.B. im Anfauchen des jeweils Fütternden. Während sie zuvor noch aus Schüsseln gefressen hatten fauchten sie auch diese an. Sie bewegten sich nur noch in einem kleinen Bereich, das Revier in seiner Größe wurde gar nicht ausgenutzt. Der Modellboothafen wurde gemieden.
Freiburg, 10.08.2005
Für die Richtigkeit dieses Berichts steht
Jürgen Rombach