Wir können für das Jahr 2004 erstmalig bis auf wenige Ausnahmen von einem Jahr mit einem positiven Verlauf sprechen.
Wir haben nicht in die Schwanennester eingegriffen. Am Forsthaus hatten wir vorsorglich das Nest der Lagoschwäne mit Gittern und Schilfmatten gegen Stein- und Flaschenwürfe abgesichert. Diese Maßnahme hat sich bewährt, da die Schwänin angst- und stressfrei brüten konnte. Um den Ostschwänen Brutsicherheit zu geben, hat das Team Nachtwachen von jeweils 2 Personen á 7 Std. organisiert. Grund: dem Schwanenpaar wurde 2002 gleich 3x das Gelege entwendet und der Schwänin die Flugfedern herausgerissen, was einen 8-wöchigen Aufenthalt der Tiere im Tierheim in Lehen erforderlich machte. Anschließend wurden sie in den Rheinauen ausgewildert. Im Jahr 2003 kam das Paar zurück, was sich wegen der Beringung und der Eigenheiten des männlichen Schwans zweifelsfrei sagen läßt. In beiden Nestern blieb nach dem Schlüpfen der Jungen jeweils ein Ei zurück, was ein normaler Vorgang ist. Die Ostschwäne hatten 4 Jungschwäne, die bereits weiß geboren wurden. Die Lagoschwäne 5 dunkle Jungschwäne. Eigentlich hätten wir nach den Vorgaben des Umwelt- und Ordnungsamtes in die Gelege eingreifen müssen, um die Zahl der Jungen auf insgesamt 8 zu reduzieren. Wir haben das jedoch wegen des Stresses für die Tiere im Vorjahr unterlassen.
Im Winter sowie in der Brutzeit waren immer wieder Fremdschwäne am See, die jedoch von unseren Alpha-Schwänen erfolgreich vertrieben wurden.
Leider mussten wir einen Jungschwan in die Tierklinik bringen, da er eine Angelschnur im Schnabel hatte und diese wegen Schilf nicht ganz schlucken konnte, was der starke Hals der Tiere ansonsten schafft. Auch war zum Glück kein Angelhaken an der Schnur oder gar im Magen. An dieser Stelle noch einmal ein Appell an die Angler, abgeschnittene Angelschnüre nicht am See zu entsorgen. Bei einem zweiten Jungschwan, übrigens beide im Osten des Sees, konnte Herr Musch eine Angelschnur am See aus dem Hals des Tieres entfernen. Einen der Jungschwäne, ebenfalls von der Familie im Osten mussten wir wegen eines Beckenbruches ins Tierheim bringen. Nachdem wir ihn nach Genesung wieder zu seiner Familie bringen wollten, mussten wir leider feststellen, daß diese ihn nicht mehr annahm, so daß wir ihn wieder ins Tierheim bringen und nach einiger Zeit am Rhein auswildern mußten.
Wir haben mit tatkräftiger Unterstützung einiger Mitglieder des Nabu im Tierheim in Freiburg-Lehen einen Teich für verletzte Schwäne gebaut, der am Wochenende, 01.05.05 vollends fertiggestellt wurde. Wir danken dem Tierheim, das uns das ermöglicht hat, den Helfern des Nabu, einer Stiftung, die uns die Mittel dafür zur Verfügung gestellt hat und nicht zuletzt einer Reihe von Sponsoren wie den Firmen Grafried, Vonderstraß, Ortlieb und einer Firma, die nicht genannt werden will, aber eine Menge Kies geliefert hat. Ganz besondere Anerkennung gebührt Herrn Musch, der den Bau angeregt, geplant, überwacht, die Sponsoren besorgt, die Einsätze koordiniert und auch selbst mit Hand angelegt hat.
Die Brotfütterung hat seit Dezember 04 erheblich zugenommen, was nach unserer Erfahrung an der Unwissenheit der Menschen wegen fehlender Verbotstafeln und Kontrollen liegt. Auch das Verhalten der Hundehalter bezüglich Leinenzwang und Entfernen des Hundekots lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Das liegt bei diesem Personenkreis allerdings nicht am fehlenden Wissen, sondern eindeutig an fehlenden Kontrollen und Verwarnungen. Wir werden das Thema im Bürgerforum einbringen.
Wie bereits im Vorjahr hatte sich die DLRG-Ortsgruppe bereit erklärt, zusammen mit Herrn Musch die Ostschwäne wegen des Feuerwerks beim Seenachtsfest von der Pontonbrücke in Richtung Lago zu treiben. Auf der Brücke wird das Feuerwerk aufgebaut. Durch die vielen Menschen gestört ziehen sich die Ostschwäne aber in die Dunkelheit dieses Bereichs zurück. Wenn dann in ihrer unmittelbaren Nähe das Feuerwerk losgeht, reagieren die Tiere panisch und fliegen auch schon einmal davon und lassen ihre Jungen im Stich. Das wurde durch den Einsatz von Herrn Musch, der dem Feuerwerker das Kommando für den Beginn des Feuerwerks gab, und den Einsatz der DLRG verhindert. Wir hoffen, diese Praxis im Jahr 2005 fortsetzen zu können.
Die Ernährungssituation der Schwäne hat sich bedingt durch den Phosphateintrag in den See nicht verbessert, so daß eine weitere Fütterung unbedingt nötig ist. Dieser Sachverhalt wird auch von der Tauchergruppe bestätigt. Wir werden daher im Juni Herrn Hufnagel von der Ökostation bitten, unsere auslaufenden Fütterungserlaubnisse vom Amt für öffentliche Ordnung verlängern zu lassen.
Kleiner Exkurs auf das Jahr 2005: Wir werden die Fütterung ab Mai 2005 für einen kurzen Zeitraum einstellen, um dadurch die Alpha-Schwäne durch einen Mangel dazu zu bringen, ihre Jungen nachdrücklicher zu verjagen.
Der Moosweiher wurde von Herrn Musch nur sporadisch besucht. In diesem Jahr gab es mit einer Ausnahme keine größeren Probleme, nachdem in den vergangenen Jahren mehrere Schwäne verendet oder misshandelt und an den Verletzungen gestorben sind. Der Versuch, den Bürgerverein Landwasser für die Probleme zu sensibilisieren scheiterte kläglich und von Bürgermeisterin Stuchlik gab es auch keine Unterstützung. Es ist zu vermuten, dass der Schlamm im Moosweiher Giftstoffe enthält, die die Schwäne beim Gründeln aufnehmen und daran verenden. Nirgendwo im Bereich von Freiburg konnten ähnliche Erfahrungen gemacht werden. Wir schlagen vor, Schlammproben zu entnehmen und diese untersuchen zu lassen.
Der Vandalismus hat in diesem Jahr stark nachgelassen.
Herr Musch hat Anfang des Jahres 2005 sein Amt an die mittlerweile bestehende Gruppe abgeben und zieht aus diesem Grunde ein Fazit seiner Tätigkeit:
Mein Amt als Schwanenvater des Flückiger Sees gebe ich nach 5 Jahren ab. In den ersten Jahren meiner Tätigkeit gab es viel Ärger am See mit den Schwänen, so dass 900-1000 Stunden ehrenamtliche Tätigkeit notwendig waren, um die Dinge ins Lot zu bringen. Auch die Presse hatte - wohl aus Unwissenheit ebenfalls die negative Stimmung in der Bevölkerung, insbesondere bei den Schwänehassern (so etwas soll es geben) verstärkt. Auch Tierschützer haben teilweise falsch gehandelt und wurden von der Stadtverwaltung mit Bußgeldern belegt. Auch die Verwaltung ist nicht von Fehlern freizusprechen was nicht zu einem Miteinander mit den Tierschützern führte.
Wir waren vor ca. 5 Jahren aus dem Allgäu in die schöne Stadt Freiburg gezogen. Ich war in Isny einige Jahre Vorstand des Tierschutzvereins. Deshalb dauerte es nicht lange, bis ich feststellte, daß in Sachen Schwäne in Freiburg einiges schiefgelaufen war. Zunächst wollte ich nur meine Erfahrungen in Sachen Schwäne weitergeben. Da sich das schwierig gestaltete, kamen mir meine Erfahrungen als Stadtrat zugute, um mit der Stadt Freiburg eine Basis zu erarbeiten, um Maßnahmen im Sinne des Tierschutzes und der Wasservögel ergreifen zu können.
Der Begriff “Alpha-Schwäne”, das sind Revier- bzw. Altschwäne, war in Freiburg weitestgehend bei Presse und Verwaltung unbekannt, weshalb es am See bis zu 35 Schwäne gab. So eine große Schwanenfamilie gibt zwar ein schönes Bild ab war aber auf der kleinen Wasserfläche und dem Umfeld nicht erwünscht. Was war der Grund für diese große Zahl von Schwänen? Es gab keine starken Alpha-Schwäne, warum auch immer (die Gründe sind mir bekannt). Mit Schuldzuweisungen war den Tieren nicht geholfen. Der Blick musste in die Zukunft gerichtet sein. Was aber tun, wenn der See nicht genügend Nahrung liefert, die Schwäne unterernährt sind und sich in großer Zahl auf der Wiese um den See aufhalten? Nur eine kontrollierte Fütterung mit speziellem Kornfutter, welches mit Vitamin E zusätzlich angereichert wird, konnte nach meiner Erfahrung die Lösung sein. Es galt die Hürde Fütterungsverbot am Flückiger See zu nehmen. Das von der Stadtverwaltung ausgesprochene, vom Ordnungsamt kontrollierte Fütterungsverbot betraf die Wildfütterung von Seeparkbesuchern. Es wurde in kleinen, oft auch großen Mengen Brot gefüttert, keine gesunde Nahrung für die Wasservögel und Verschmutzung des Sees durch die Restmengen. Bis auf Herrn Leser von Stadtgrün hatte ich zunächst niemanden der Entscheidungsträger auf meiner Seite. Das vom Gemeinderat verhängte Fütterungsverbot gab allen Gesprächspartnern Rückendeckung für ihre Meinungsbildung. Erfahrungen mit Alpha-Schwänen gab es nicht, da Tierschützer offensichtlich nicht in der Lage waren, in Gesprächen mit Entscheidungsträgern gute Argumente vorzubringen. Wer wie ich einmal mit Verwaltungen zu tun gehabt hat, der weiß, dass ohne fundierte Forderungen nichts auszurichten ist. So dauerte es fast 9 Monate, bis die Hürde kontrollierte Fütterung genommen war. Wir erhielten eine Fütterungserlaubnis für zunächst 2 Jahre. Das Futter stellte das Amt Stadtgrün und Friedhöfe. Im Juni 2000 war die Ersterlaubnis abgelaufen und mußte neu beantragt werden. Die momentane Erlaubnis, die im Juni 2000 abläuft, war kein größeres Problem, da auch die Tauchergruppe des Bürgerforums von keiner positiven Entwicklung bei den Wasserpflanzen berichten konnten und können. Im Fütterungsteam sind immer 6-7 Personen, die auch aktiv im Bürgerforum, Arbeitsgruppe Wasservögel, mitarbeiten, berechtigt und mit offizieller Genehmigung des Ordnungsamtes ausgestattet während der Woche im Einsatz.
Viel wurde während meiner Zeit mit allen Beteiligten erreicht. Zufrieden können wir jedoch immer noch nicht sein. Meine Einzelkämpferrolle in den ersten 2 Jahren wird seit ca. 2,5 Jahren durch ein tatkräftiges Team unterstützt. Auch möchte ich Herrn Hufnagel vom Leiterteam der Ökostation für seine Begleitung und Hilfe danken. Herr Leser vom Amt für Stadtgrün und Friedhöfe war für mich immer ein Hoffnungsschimmer, wenn zu Anfang des Bürgerforums schon einmal sehr kontrovers diskutiert wurde. Meine Hoffnung im Sinne der Tiere etwas zu erreichen habe ich jedoch nie aufgegeben.
Herzlichen Dank an alle, die mich die letzten 4.5 Jahre begleitet haben.
Franz Musch