[Presse]
"Apprendre la langue de ton cousin"
Die Gemeinderäte von Mulhouse und
Freiburg tagten vor zwei Wochen im
Konzerthaus. Im Mittelpunkt stand
die Verleihung des gemeinsamen
Umweltpreises. Weitere Themen
waren das Eintreten beider Städte
gegen Fremdenhass und
Rassenfeindlichkeit, ein
gemeinschaftliches Projekt zur
Stadtteilsozialarbeit, der Einsatz für
den TGV Rhin-Rhöne und die
bessere Schienen anbindung des
EuroAirport. Außerdem beschlossen
die Räte, eine Kommission zur
kulturellen Zusammenarbeit
einzurichten und sicherten die
Weiterführung des
Regio-KinderFestivals.
Die Gemeinderäte von Mulhouse und
Freiburg engagieren sich seit mehr als
10 Jahren für die Entwicklung der
Region über die Landesgrenzen
hinweg. Erster Punkt der Sitzung: Das
gemeinsame Eintreten für eine offene
Gesellschaft, die die Integration von
Menschen unterschiedlicher Kultur
und Herkunft fördert.
Oberbürgermeister Rolf Böhme rief die
Initiativen der beiden Städte in
Erinnerung, beispielsweise die beim
deutsch-französischen Gipfeltreffen
gezeigte Ausstellung „Freiburg und
Mulhouse - aktiv für Toleranz und
Demokratie" und den Kurzfilm, der
seit Oktober auch in einigen
Freiburger Kinos zu sehen ist.
Gemeinsam für Toleranz und Demokratie
„Das Wichtigste ist, dass die Städte
Seite an Seite kämpfen gegen
Fremdenfeindlichkeit und
Rassendiskriminierung", so Böhme.
Der Mulhouser Bürgermeister
Jean-Marie Bockel wies darauf hin,
dass französische und deutsche
Städte mit sehr unterschiedlichen
Problemen fertig werden müssten,
aber für die gleichen Werte kämpften:
Sicherheit im Alltag, Toleranz und
Demokratie sowie Akzeptanz der
gesellschaftlichen Grundlagen.
„Daran sollen alle teilhaben können,
die auf unserem Boden leben."
Die engagierten Reden von
Böhme und Bockel sowie Maria
Viethen (Junges Freiburg/Die Grünen)
und Henning Wellbrock (SPD) ließen
die nationalistischen Töne eines
Mulhouser „Front
Nationale"-Vertreters in den
Hintergrund rücken. Dieser gab zu
bedenken, dass der Integration von
Ausländern durch die islamistische
Bedrohung Grenzen gesetzt seien.
Die Ansätze zur Stadtteilsozialarbeit,
wie sie in Mulhouse und Freiburg
schon praktiziert werden, bieten einen
Weg, das Miteinander von Menschen
unterschiedlicher Kulturen zu
verbessern. Die beiden
Ratsversammlungen beschlossen
deshalb einen stärkeren Wissens- und
Erfahrungsaustausch über die
jeweiligen Projekte, um gegenseitig
von den verschiedenen
Integrationsansätzen zu profitieren.
Zur Anbindung des französischen
Hochgeschwindigkeitszuges TGV
Rhin-Rhöne ans deutsche
ICE-Schienennetz wollen beide Städte
weitere Anstrengungen unternehmen.
Denn obwohl die europäische
Bedeutung der Verbindung beim
deutsch-französischen Gipfeltreffen
ausdrücklich bestätigt wurde,
erscheint sie nicht
auf der kürzlich dem Europäischen
Parlament unterbreiteten
Prioritätenliste. Die Region Al-sace
und das Land Baden-Württemberg
werden deshalb von den
Gemeinderäten aufgefordert, dem
Ausbau der grenz-
TGV Rhin-Rhöne soll
in die Prioritätenliste
überschreitenden
Schienenverbindung zwischen
Mulhouse und Freiburg mit einer
hohen Priorität zu versehen und
entsprechende Mittel im Haushalt
bereitzustellen. Außerdem fordern sie,
die Schienenanbin-dung des
EuroAirport voranzutreiben.
(Mittlerweile hat das Land finanzielle
Beteiligung zugesagt.) Des Weiteren beschloss die
Versammlung, die Zusammenarbeit
zwischen den Kulturdezernaten beider
Städte auszubauen und dafür
regelmäßige Arbeitstreffen
einzurichten. Das
Regio-Kinder-Festival - das die
privaten Kontakte zwischen Kindern
und deren Eltern im Dreiländereck
fördert - wird nach dem großen Erfolg
2001 fortgeführt und findet 2002 in
Mulhouse, 2003 in Basel statt.
Umweltpreis 2001
vergeben
„Raus in die Natur - Rein ins Netz" war
das Motto des diesjährigen
Umweltwettbewerbs, den die Städte
Mulhouse und Freiburg
ausgeschrieben hatten. Im Rahmen
der gemeinsamen
Gemeinderatssitzung wurden nun die
Preisträger geehrt. Die Aufgabe des
Wettbewerbs: Internetseiten zu den
Themen Artenschutz und
Biodiversität zu erstellen.
Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik
und ihr französischer Amtskollege
Roger Imbery lobten die hohe Qualität
der eingegangenen Arbeiten. Einen
ersten Preis, jeweils mit 1000 Euro
dotiert, holten sich die Schülerinnen
und Schüler der Klasse 5b der
Wentzinger-Realschule mit ihrem
Beitrag „Big Brother im
Meisennistkasten" sowie Myriam El
Bettah und Tristan Fritsch vom Lycee
Albert Schweitzer in Mulhouse mit „La
biodiversite dans les Vosges".
Die Arbeiten aller ausgezeichneten
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
können unter www.freiburg.de auf den
Bürgerseiten abgerufen werden. (wo)
Aus den StadtNachrichten vom 30.11.2001
|