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Schriftzug: Bürgerprojekt Flückigersee

[Presse]

Attacke auf Schwanenpaar

Schwaneneier wurden aus Nest im Flückigersee gestohlen / Polizei hofft auf Zeugenhinweise

MOOSWALD. Die Schwäne in Freiburg führen ein gefährliches Leben: Im Frühsommer 2002 wurde eine Schwanenfamilie am Flückigersee von Unbekannten schwer misshandelt und sogar getötet. Anfang dieser Woche wurden zwei Anschläge auf die beiden verbliebenen Schwanenpärchen und deren Jungen verübt.

"Als ich heute Morgen hier herkam, habe ich bemerkt, dass genau neben dem brütenden Schwan eine Bierflasche liegt", sagt Schwan-Experte Franz Musch. Doch das war nicht alles, in unmittelbarer Nähe zum Nest lag auch noch ein faustgroßer grauer Stein. "So wie das aussieht, wurde beides von dem Holzhaus aus auf den Schwan geworfen. Da war ganz klar eine Tötungsabsicht dahinter", vermutet Musch. Bereits einen Tag vorher bemerkte er, dass das Nest des anderen brütenden Schwanenweibchens am Flückigersee bei der Studentensiedlung über Nacht ausgeräumt worden war.

"Das waren Profis", urteilt Musch. "Das Nest war auf einer Insel und nur mit einem Boot zu erreichen", sagt der Schwanenfreund. Besonders schlimm findet er es, dass die Eier am 34. Bruttag entwendet wurden: "Das ist so, wie wenn eine Frau, die im neunten Monat schwanger ist, ihr Kind verliert" Die Schwäne erlitten durch solche Taten einen psychischen Schaden, sagt Musch, der sich schon seit Jahren im Tierschutz engagiert. Derzeit ist er Sprecher der Arbeitsgruppe Wasservögel des Bürgerforums Flückigersee.

Musch, der ein enges Verhältnis zu den Schwänen hat, sie einmal täglich füttert und vor allem während der Brutzeit nach dem Rechten sieht, hat die Vorfälle bereits der Polizei gemeldet. "Solche Taten können nach dem Naturschutzgesetz geahndet werden", erklärt Günter Schulz, Leiter des zuständigen Polizeipostens Bischofslinde. Die Polizei will "im Rahmen der personellen Möglichkeiten in den Abendstunden am Flückigersee präsent sein", so Schulz. Er appelliert aber auch an die Bevölkerung, entsprechende Vorfälle bei der Polizei zu melden: "Heutzutage hat doch jeder ein Mobiltelefon dabei. Wenn jemand etwas beobachtet, muss er uns anrufen, dann ist innerhalb von wenigen Minuten ein Streifenwagen da." Gefasst wurde bislang noch keiner der Täter.

Auch ist unklar, wo diese zu suchen sind: Ob unter Jugendlichen, die am Wochenende feucht-fröhliche Parties am See feiern oder unter Anwohnern, die das "ökologische Gleichgewicht" des Sees herstellen wollen. Der Freiburger Psychologe Reinhard Biermann hat eine persönliche Theorie: "Der Schwan ist ein Symbol für das Schöne und das Edle. Die Attacke könnte die Rache des Zu-Kurz-Gekommenen sein", sagte er auf BZ-Anfrage.

Katharina Fraunhofer

aus der Badischen Zeitung vom 24. April 2003 (Homepage: www.badische-zeitung.de)