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Schriftzug: Bürgerprojekt Flückigersee

[Presse]

Echolot für die Umwelt

Arbeitsgruppe ,,Wasserqualität" misst die Dicke der Schlammschicht im Flückigersee

MOOSWALD. Bis zu fünf Meter dick ist der Schlamm, der den Boden des Flückiger Sees bedeckt. Aus diesem Schlamm treten Faulgas und Methangas aus. Bin typisches Phänomen bei nährstoffreichen Gewässern. Tatsächlich gilt der Flückiger See als sehr stark verschlammt. Warum das so ist, will die ehrenamtliche Arbeitsgruppe "Wasserqualität" im Bürgerforum "Flückigersee" in Zusammenarbeit mit der Öko-Station im Seepark und dem städtischen Umweltamt herausfinden.

Foto: Sylvia FallerMitglieder des Ersten Freiburger Tauchclubs und der Rettungstauchergruppe Pinguin haben im Oktober den Untergrund des Sees in Längs- und Querrichtung mit einem Echolot vermessen und die Mächtigkeit der Schlammschicht mittels eines Satelliten-Navigationssystems, das die Rettungstaucher zur Verfügung gestellt haben, digital kartiert. Bereits im September beschäftigte sich die Arbeitsgruppe, die im Rahmen der Lokalen Agenda 21 entstanden war, mit den Pflanzen- und Tiergesellschaften im See und am Ufer. Die Organismen wurden bestimmt, ihre Häufigkeit und ihr Vorkommen ebenfalls kartiert.

Am stärksten verbreitet sind im Flückiger See Ähriges Tausendblatt, Nixenkraut, Hornkraut und die Wasserpest. Zudem ist der Boden stellenweise mit einer Blaualgenart wie von einem Teppich überzogen. Diese Pflanzen zeigen einen sehr hohen Nährstoffgehalt im Wasser an, sie bestätigen damit die Ergebnisse der chemischen Analysen. Der hohe Gehalt an Stickstoff und Phosphat hat dazu geführt, dass sich bestimmte Wasserpflanzen sehr stark vermehrt haben und der Sauerstoffgehalt so weit gesunken ist, dass andere, ebenfalls erwünschte Arten und auch Wassertiere nicht mehr gedeihen konnen.

Hoher Nahrstoffgehalt

"Dass Seen eutrophieren ist ein natürlicher Vorgang", sagt Hans-Günther Weiss vom städtischen Umweltamt. Seit vielen Jahren schon laufen Untersuchungen am Fliickiger See und werden Uberlegungen angestellt, das Gewässer in einen ökologisch ausgeglichenen Zustand zu bringen. So wurde der Flückiger See bereits im Rahmen des Landesprogramms "Konfliktarme Baggerseen in der Oberrhein-Ebene" ausführlich untersucht. Die Nährstoffgehalte im Flückigersee sind auBergewöhnlich hoch, die Gründe dafür sind vielgestaltig.

Als mögliche Ursachen nennt Robert Heidenreich, Taucher im Freiburger Tauchclub und Leiter der Arbeitsgruppe "Wasserqualität" die Bodeneintragungen vom Ufer her oder den Kot der Wasservögel. Ihre Population zu verringern hat sich die Arbeitsgruppe"Wasservögel" im Bürgerforum zum Ziel gesetzt.

Unterlassen wird auch seit Jahren die Düngung der Wiesen im Seepark. AuBerdem wird das Gras nach der Mahd abgefahren, ansonsten würde es eine düngende Wirkung entfalten.

Es gibt zwar Wassertiere im Flückiger See - Aale, Jungfischschwärme, Hechte, Karpfen, Barsche, Schildkroten, SüBwasserkrebse sowie Teich- und Dreikantmuscheln haben die ehrenamtlichen Zoologen im Uferbereich gefunden - doch ist ihre Vielfalt und ihr Vorkommen eingeschränkt. Dort, wo die Blaualgen den Seeboden überziehen, sind die Teichmuscheln sogar abgestorben, was auf die sauerstoffzehrende Wirkung der Faulgasbildung im Schlamm hinweist.

Langfristiges Ziel der Arbeitsgruppe und des Umweltamtes ist es, die Wasserqualität des Fluckiger Sees so zu verbessern, dass sich wieder eine vielfaltige Flora und Fauna entwickeln kann, der See zu einem intakten Lebensraum wird. Eine Reihe von Untersuchungen, die Vermessung der Schlammschicht ist eine davon, soll nun Licht ins Dunkel bringen und Grundlage fur die Sanierung sein. "Es ist wie ein Puzzle, dessen Teile wir aufdecken und zusammenfügen müssen", sagt Robert Heidenreich, der Leiter der Arbeitsgruppe "Wasserqualität". Wie machtig die Schlammschicht ist, wissen die Hobbyforscher jetzt jedenfalls. Zwischen 0,1 und fünf Meter haben sie ermittelt. In "Löchern" am Seeboden ist sie noch mächtiger.
sf

Foto: Dr. Peter Schmitt

aus der Badischen Zeitung vom 07.11.2001
Homepage: http://www.badische-zeitung.de